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Das Siedlungsgelände

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Das alte Siedlungsgelände erstreckt sich auf einem Sporn der unteren Terrasse, der weit in das Alluvium hineinragt. Am südlichsten Punkt dieses Sporns liegt eine natürliche Erhebung, die für eine Besiedlung attraktiv war, weil sie den Bewohnern Sicherheit vor den Überschwemmungen des Flusses bot. Sie bildete den Kern / Anfang der Besiedlung. Das Siedlungsgelände gliedert sich in fünf Abschnitte: Den eben genannten Siedlungshügel (Tall, Zitadelle), eine östl. und eine nördl. Unterstadt (I und II) und eine nördl. und östl. Vorstadt (insgesamt ca. 110 Hektar).

Siedlungsentwicklung

Der Ort wurde nach Ausweis der Oberflächenkeramik bereits im ausgehenden 4. Jahrt. v. Chr. besiedelt. Siedlungsreste der nachfolgenden Frühen Bronzezeit wurden bisher ebenso wenig ausgegraben, sind aber durch Keramik und Kleinfunde belegt, die an der Oberfläche oder in umgelagertem Schutt aus jüngeren Siedlungszusammenhängen gefunden wurden. Aus allen Indizien geht hervor, dass die Besiedlung im 4.und 3. Jahrt. auf den Tell beschränkt gewesen zu sein scheint.

Nach dem Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrtausends, zu einem noch nicht bestimmbaren Zeitpunkt im Verlauf der Mittleren Bronzezeit (altbabylonische Zeit), wurde die östlich und südlich angrenzende Unterstadt I gegründet und seitdem kontinuierlich genutzt.

Eine mittanische Besiedlung ist im Raum C der Grabungsstelle ‚Gebäude P’ angeschnitten worden und durch weiter verwendete Rollsiegel belegt, die auf mittelassyrischen Tontafeln abgerollt sind.

In mittelassyrischer Zeit hatte die Stadt eine Ausdehnung von ca. 25 Hektar. Eine Stadtmauer ist bislang nicht nachgewiesen. Am mittleren Westhang der Zitadelle wurden auf ca. 200 m² Teile eines repräsentativen Gebäudes P ausgegraben. Der Ortsname steht fest: Dur-Katlimmu. Ein Siedlungssystem ist nicht nachweisbar; die Wegstation Tell Umm Aqrebe im Wadi Ajij markiert wahrscheinlich den Beginn der assyrischen Bemühungen um eine In-Wert-Setzung dieses Gebietes.

In der neuassyrischen Zeit erhielt die Stadt durch die Gründung der Unterstadt II ihre größte Ausdehnung. Etwa 60 Hektar intramurales Siedlungsgebiet wurden von einer knapp 4 km langen Stadtmauer umschlossen. Hinzu traten die dünner besiedelten Vorstädte (ca. 50 Hektar), die von Dörfern umgeben waren. Die Stadterweiterung erfolgte bereits im 9. Jh. v.Chr.. Ausgedehnte Ausgrabungen in der Unterstadt II sowie eine geomagnetische Prospektion haben deutlich gemacht, dass die Unterstadt II entgegen den Erwartungen nicht von der Bevölkerung bewohnt wurde, sondern den Eliten für Zweckbauten und luxuriöse Residenzen diente. Ab dem 7. Jahrhundert v.Chr. ist neben Dur-Katlimmu der Zweitname Magdalu für den Ort belegt. Das jetzt voll erschlossene Ajij-Gebiet diente als Hinterland des vierschichtigen Siedlungssystems, dessen zentraler Ort Dur-Katlimmu / Magdalu nunmehr darstellte.

In spätbabylonischer (nachassyrischer) Zeit (612 – 539 v. Chr.) wurden außer dem Neubau des „Roten Hauses“ die noch intakten „Residenzen“ nach einigen baulichen Veränderungen und der große palastartige Zweckbau im Grabungsabschnitt Nordost-Ecke weiter genutzt. Daraus darf abgeleitet werden, dass die gesamte Fläche der Stadt Dūr-Katlimmu / Magdalu bewohnt war. Dies setzt voraus, dass das wirtschaftliche Hinterland im Ajij-Gebiet in der Abhängigkeit zu Dūr-Katlimmu verblieb. Auf dieser intakten wirtschaftlichen Grundlage konnte die Stadt weiter prosperieren. Einzig die Verbindung zu den assyrischen Reichszentren war stark eingeschränkt aber zumindest zu Assur nicht völlig unterbrochen.
Nach einer Brandkatastrophe, im Verlauf derer das Rote Haus zerstört wurde, ist auf dem Gelände der Unterstadt II nur noch eine punktuelle und ärmliche Nachbesiedlung in den aufgelassenen Ruinen des „Roten Hauses“ und des palastartigen Zweckbaus in der Nordost-Ecke festzustellen, die auf der Basis einiger in stratifiziertem Kontext gefundener aramäisch beschrifteter Ostraka in die achämenidische Zeit datiert werden kann. Die Stadt schrumpfte auf die Siedlungsfläche der mittelassyrischen Zeit zurück (Zitadelle, Unterstadt I, ca. 25 Hektar) (Abbildung).

Zwischen dem 3. Jahrh. v. Chr. und dem 3. Jahrh. n. Chr. erfolgte eine intensive Aufsiedlung der Zitadelle, die im Grabungsabschnitt Westhang der Zitadelle abgebildet wird. Zeitgleich erfolgte eine Besiedlung der Unterstadt I, deren jüngste Aufwohnung zur späten römischen Kaiserzeit durch ein castrum markiert wird. Der Ort heißt jetzt Magdala. Die Unterstadt II wurde jetzt als Gräberfeld genutzt, dessen Zentrum im Bereich des Grabungsabschnitts Mittlere Unterstadt II gelegen hat. Für das Ajij-Gebiet lässt sich keine zeitgleiche Besiedlung nachweisen, so dass es nicht mehr als Hinterland gedient und das Siedlungssystem von Magdala dargestellt haben kann.

Stratigraphie und Chronologie

Die stratigraphischen Abfolgen der Ausgrabungen auf der Zitadelle und in der Unterstadt II und ihre historischen Zuordnungen werden durch absolut datierbare Schriftfunde unterstützt. In der Zusammenschau auf der Tabelle offenbart sich eine fast lückenlos durchlaufende Siedlungsabfolge von der Mittelassyrisch-I-Zeit bis in das dritte nachchristliche Jahrhundert. Allerdings kann die Mittelassyrisch-II-Zeit zwischen 1100 und 950 archäologisch bisher nicht nachgewiesen werden.

Tabelle: Hartmut Kühne 2007

 

© Tell Schech Hamad Projekt - erstellt von datalino 2008

Tell Schech Hamad, Luftaufnahme 1990

Links der Grabungsabschnitt Nordost-Ecke der Unterstadt II; in der Mitte der Grabungsabschnitt Mittlere Unterstadt II; rechts der Tell (Zitadelle) mit dem Grabungsabschnitt am Westhang.

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Topographie, Siedlungsstruktur
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